Hortalltag mit Corona – Sehnsucht nach Freiheit

Das wunderbare an unserem Hort, sind die vielfältigen Möglichkeiten, der Platz und die offene Arbeit, die den Kindern so viel Freiheit gibt, wie sie brauchen. Selbstständigkeit und Eigenverantwortung der Kinder sind wichtige Kompetenzen, die sie hierfür benötigen und gelernt haben.

Aber seit Corona ist alles anders: jede Gruppe ist auch nachmittags nur für sich – im Klassenzimmer, im zugeteilten Bereich des Außengeländes oder in einem festen Bereich der Horträumlichkeiten. Keine freie Entscheidung raus zu gehen, keine Möglichkeit, Freunde aus anderen Klassen zu treffen oder selbst zu entscheiden, in welchem Bereich man spielen oder sich aufhalten möchte... Eine große Herausforderung für Kinder und Erzieher, die an den Nerven zerrt, Langeweile und Gruppenkonflikte schürt, aber auch neue Chancen eröffnet.

Kann man der ungeliebten Banknachbarin nachmittags eben nicht aus dem Weg gehen, stellt man fest, dass sie gar nicht sooooo verkehrt ist und ein echtes Genie im Memoryspiel. Ist der Bolzplatz eben nicht der eigenen Gruppe zugeteilt, entdeckt man plötzlich wie lustig es ist, auf Bäume zu klettern oder einen Wiesenhang hinab zu kullern. War man nie zuvor im Schulgarten, weil das Interesse dafür gefehlt hat, bemerkt man, welche Schätze sich hier verbergen und wie gut man hier verstecken spielen kann. Und in der Kinderküche Salat oder Kuchen zuzubereiten, ist spätestens beim Verzehr auch gar nicht so übel...

Ein bisschen ist es wie Frühjahrsputz, wo man alles aus den Schränken räumt und in den hintersten Ecken erstaunt den einen oder anderen vergessenen Schatz wieder findet und sich vornimmt, ihn im bevorstehenden Sommer wieder öfter zu tragen. Denn die Sehnsucht nach dem Sommer ist groß – genau wie die nach der Freiheit.

Kristiane Schulze (staatl. anerkannte Erzieherin)

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